Projektvorstellung
Dörfer sind ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Kulturlandschaft und können wertvolle Lebensräume für Insekten und Wirbeltiere bieten. Grünflächen, einzelne Bäume und Bauminseln sowie Gärten mit vielfältigen Blütenpflanzen bieten Pollen- und Nektarquellen für viele Bienenarten. Alte Holzscheuen, Obstbäume mit Totholz, Trockenmauern und offene Bodenflächen können vielfältige Nisthabitate für Bienen bereitstellen. Für die Artenvielfalt in Dörfern spielt auch die Einbindung in den umgebenden Landschaftsraum eine wichtige Rolle. Die früher häufig vorhandenen Streuobstwiesengürtel, extensive Wiesen und Weiden, sowie Hecken und andere Saumstrukturen vernetzen Lebensräume in Dörfern mit der umgebenden Landschaft und ermöglichen so Insektenvielfalt in Siedlungsräumen. Die Flurbereinigung, Flächenversiegelung und weitere Maßnahmen haben in vielen Fällen zum Verlust dieser wertvollen Lebensräume in der umgebenden Landschaft geführt. Zudem fehlt vielen Menschen der Bezug zur Natur: private Gärten und öffentliche Grünflächen sollen möglichst pflegeleicht und ordentlich sein, Unkräuter und vermeintliche Schädlinge werden ohne ökonomischen Zwang mit Pestiziden bekämpft und Flächen werden zur Minimierung des Pflegeaufwandes versiegelt. So sind in vielen Dörfern in den letzten Jahrzehnten die oben genannten Kleinstrukturen und vielfältigen Lebensräume verloren gegangen.
Es ist derzeit vollständig unbekannt, welche Auswirkungen diese Veränderungen auf die Vielfalt von Wildbienen in bayerischen Dörfern haben. Zudem fehlen Schutzanstrengungen, um die Vielfalt von Lebensräumen in Dörfern und eine bessere Einbindung in die Landschaft wieder zu erreichen. In diesem Projekt haben wir eine repräsentative Anzahl von Dörfern in der nordbayerischen Mittelgebirgslandschaft sowie in Mainfranken ausgewählt, um
1. die oben genannten Veränderungen und ihre Auswirkungen auf die Artenvielfalt von Wildbienen zu quantifizieren,
2. Managementmaßnahmen in Dörfern zu etablieren und
3. den Wissenstransfer in die Gesellschaft zu fördern.
Hauptziel der zweiten Projektphase ist es, die Wirksamkeit konkreter Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Wildbienen in Dörfern zu untersuchen. Die Maßnahmen sollen in unterschiedlichen Habitaten innerhalb der Dörfer sowie in der umgebenden Landschaft umgesetzt und in einem systematischen Ansatz vergleichend untersucht werden. Zudem blieben in der ersten Projektphase spannende Fragen zu den Bestäubungsleistungen von Wildbienen in Dörfern unbeantwortet. Es bleibt zu klären, wie stark der Fruchtansatz im Obst- und Gemüseanbau in Hausgärten und Bauerngärten durch Bestäubermangel begrenzt ist und welche positiven Effekte eine gesteigerte Bestäuberdiversität auf die Menge und Qualität der Erträge hat. Zu diesem Zweck sollen in den Dörfern Daten zur Bestäubungsleistung und der Bestäuberlimitierung vor und nach der Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung von Bestäubern gesammelt werden. Übergeordnetes Ziel dieser zweiten Projektphase ist die Umsetzung von Management-Maßnahmen auf Dorfebene zur Förderung der Artenvielfalt von Wildbienen und ihren Bestäubungsleistungen im Dorfbereich. Konkret hat die zweite Projektphase die folgenden Ziele:
1. Umsetzung und Evaluation von Maßnahmen zur Förderung von Wildbienen in ausgewählten Dörfern.
2. Erfassung der Bestäubungsleistungen und Bestäuberlimitierung für ausgewählte Kulturpflanzen.
3. Quantifizierung des Nektar- und Pollenangebots von Zier-, Kultur- und Wildpflanzenarten.
4. Durchführung von Workshops und Etablierung eines Netzwerkes von Gemeinden, um die Lebensbedingungen für Wildbienen und andere Insekten in Dörfern zu verbessern.